Wie wird bilanziert?

Es gibt sie schon – Unternehmen, die sozial und ökologisch hohe Maßstäbe an ihr wirtschaftliches Handeln anlegen, auch wenn sie dafür (noch) keinerlei „Wettbewerbs“Vorteile für sich ziehen können. Solche Vorteile sollten nach der Idee der Gemeinwohl-Ökonomie sein: Vorzug bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen, zinsgünstigere Kredite, steuerliche Ermäßigungen, etc.

Welche Kriterien sollten ein bilanziertes Unternehmen erfüllen? Wie funktioniert die Bilanzierung?

Der Beitrag zum Gemeinwohl wird auf Basis der Gemeinwohl-Matrix definiert und bewertet:

  • In den Spalten sind jene Werte angeführt, die das Gelingen von Beziehungen sowie ein gutes Leben fördern. Diese Werte sind weltweit auch in den meisten Verfassungen verankert.
  • In den Zeilen sind die fünf Berührungsgruppen zu finden, mit denen eine Organisation meistens in Kontakt steht.

In den Schnittpunkten von den Werten und Berührungsgruppen entstehen 20 Gemeinwohl-Themen, die den Beitrag der Organisation zum Gemeinwohl beschreiben und bewerten.
Bei der Erstellung des Gemeinwohl-Berichts wird sichtbar, wie der jeweilige Wert in Bezug auf die jeweilige Berührungsgruppe gelebt wird, welches Potenzial in dem Thema steckt und welche Ziele erstrebenswert sind.

Ziel der Bewertung ist es, die Wirkung von unternehmerischen Aktivitäten auf das Gemeinwohl sichtbar zu machen. Im Bewertungsprozess stuft sich die berichtende Organisation auf einer Skala ein, je nachdem wie stark der jeweilige Wert in der Organisation gelebt wird.

Der Prozess der Bilanz-Erstellung fördert somit eine werteorientierte Weiterentwicklung der Organisation.

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Gemeinwohl-Matrix

Vergabe von Gemeinwohl-Punkten

Zusätzlich zur Bewertung auf Themenebene wird eine Gesamtbewertung, die Gemeinwohl-Punktezahl, ermittelt.

Maximal können 1.000 Gemeinwohl-Punkte erreicht werden. Bei gemeinwohl-schädigenden Praktiken werden Minus-Punkte vergeben, die maximal minus 3.600 Punkte betragen können.

Anwendung und Gewichtung

Die Gemeinwohl-Bilanz wurde so entwickelt, dass sie für Unternehmen jeder Branche, jeder Größe und jeder Rechtsform anwendbar ist – vom gemeinnützigen Verein über den mittelständischen Familienbetrieb bis zum Börsen-notierten Konzern oder der öffentlichen Universität.

Diese Organisationen haben sehr unterschiedliche Wirkungen auf die Gesellschaft, ebenso sind mit den jeweiligen Tätigkeiten unterschiedliche Risiken verbunden. Um den unterschiedlichen Branchen und Unternehmensgrößen gerecht zu werden, wurde eine variable Gewichtung der Themen entwickelt.

Die Ausgangsbasis stellen alle 20 Themen dar, die zu jeweils 50 Punkten gleich gewichtet werden.

Abhängig von den folgenden Faktoren werden die Themen für die Ermittlung der Gesamtpunktezahl im Bilanz-Rechner unterschiedlich gewichtet nach

  • der Unternehmensgröße
  • den Finanzströmen zu und von Lieferant*innen, Geldgeber*innen und Mitarbeiter*innen
  • den sozialen Risiken in den Herkunftsländern der wichtigsten Vorprodukte
  • der Branche und den damit verbunden ökologischen und sozialen Risiken

Die erreichbare Gesamtsumme bleibt in jedem Fall gleich, lediglich die Höhe des Anteils der einzelnen Themen variiert je nach Bedeutung für das jeweilige Unternehmen.